Bis in die
1980er Jahre wurden in Schleswig-Holstein an der Landesstelle für Vegetationskunde
am Botanischen Institut der Universität Kiel unter Federführung von W.
Christiansen und später insbesondere von E. W. Raabe landesweite
Gefäßpflanzen-Kartierungen durchgeführt. Das Ergebnis dieser Arbeiten war der
sog. „Raabe-Atlas“ (Raabe 1987), in dem die Verbreitung eines Großteils der
einheimischen Gefäßpflanzenarten in Schleswig-Holstein durch hoch auflösende
Rasterkarten dokumentiert ist. Nach dem Erscheinen dieses wegweisenden Werkes
kam die landesweite floristische Kartiertätigkeit mit der Zeit zum Erliegen.
Auf regionaler Ebene gab es jedoch weiterhin einzelne BotanikerInnen,
die im kleinen Kreis oder als Einzelpersonen floristische Erfassungen
durchführten. Es fehlte jedoch eine regionale Anlaufstelle zur Sammlung und
Auswertung von Daten.
Seit 2005 baut
die AG Geobotanik in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur und Umwelt eine
Gefäßpflanzen-Datenbank auf. Da eine Neuauflage einer flächendeckenden
Rasterkartierung des ganzen Landes aufgrund der heute kleineren Zahl
ehrenamtlicher MitarbeiterInnen und schwindender
öffentlicher Mittel nicht zu leisten ist, verfolgt die AG Geobotanik ein
Kartierkonzept, welches im wesentlichen auf zwei Säulen beruht. Die erste Säule
ist die punktgenaue Erfassung seltener, gefährdeter und bemerkenswerter Pflanzenarten.
Die zweite Säule ist die rasterbasierte Kartierung aller Arten in
regionalen Kartierprojekten, welche die Entwicklung der Flora in verschiedenen
Naturräumen dokumentiert.
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Abb. 1:
Gefäßpflanzenerfassung in Schleswig-Holstein
Punktgenaue Erfassung seltener,
gefährdeter und bemerkenswerter Pflanzenarten
Punktgenaue Daten besonders von vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten
Arten sind von großer Bedeutung für den Natur- und Artenschutz. Neben dem
genauen Fundort werden auch Parameter zu Populationsgröße und Gefährdung erfasst
(näheres in
Romahn
2006). Anhand unserer Daten konnten bereits Schwerpunkträume für den
Artenschutz (sogenannte „Hotspots der Artenvielfalt“)
und geeignete Flächen für Schutzprojekte identifiziert werden. Im Fokus der
punktgenauen Erfassung stehen zudem diejenigen Arten, für deren Erhaltung
Schleswig-Holstein eine große Verantwortung trägt (vgl.
Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Schleswig-Holsteins, S. 95
ff.). Zudem stehen unsere Daten für wissenschaftliche Auswertungen und für
Gutachten zur Verfügung.
Abb. 2:
Für die Erhaltung der
Stängellosen
Schlüsselblume
(Primula vulgaris)
kommt Schleswig-Holstein eine besondere Verantwortung zu. Diese Art wurde
von der AG Geobotanik schwerpunktmäßig im Jahr 2007 erfasst. Foto: Kieckbusch
Kurzanleitung für Eingabeprogramm WinArt4.0
Meldebogen für
MelderInnen, die nicht mit WinArt arbeiten möchten
Projektreihe „Hotspots der Artenvielfalt“ |
Pflanzenartenschutz kann nur im Rahmen eines wirksamen
Lebensraumschutzes erfolgreich sein. In FFH-Gebieten sollten daher
Management-Maßnahmen und spezielle Artenschutzmaßnahmen gezielt auf die
Erfordernisse gefährdeter Arten abgestimmt werden, und dies besonders in
solchen Gebieten, die (noch) über eine bedeutende Flora verfügen („Hotspots“).
Daher untersucht die AG Geobotanik im Rahmen des
Artenhilfsprogrammes des Landes Schleswig-Holstein jährlich einen
solchen „Hotspot“ intensiv floristisch und vegetationskundlich und
erarbeitet Vorschläge für Management- und Artenschutzmaßnahmen. Wir wählen
hierfür gezielt Gebiete aus, deren botanischer Wert den meisten
Verantwortlichen im Naturschutz noch nicht ausreichend bekannt ist, und für
welche eine tragfähige aktuelle Datengrundlage bisher fehlt. |
Abb. 1:
Karte der Projektgebiete „Hotspots der Artenvielfalt“
Bisherige
Projektgebiete
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2008: Holmer See
Kurzartikel im
Jagd- und Artenschutzbericht 2009
S. 32-34
Projektbericht:
Romahn, K. (2008): Projektgebiet Holmer See an der Großen Breite der Schlei
- ein „Hotspot der Artenvielfalt“ in Schleswig-Holstein.-
Kooperationspartner: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche
Räume des Landes Schleswig-Holstein und AG Geobotanik. Unter Mitarbeit von:
J. J. Kieckbusch, G. -U. Kresken, M. Labischinski, H. -U. Piontkowski, M.
Weiß, D. Wiedemann.
Artikel zum Holmer
See in den Kieler Notizen
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2009:
St. Peter-Ording
Kurzartikel
Projektbericht:
Romahn, K. (2009): Projektgebiet Küstenlandschaft von St. Peter-Ording- ein
„Hotspot der Artenvielfalt“ in Schleswig-Holstein“.- Kooperationspartner:
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes
Schleswig-Holstein und AG Geobotanik. Unter Mitarbeit von: S. Gettner, G.
Rennekamp, G. U. Kresken, J. J. Kieckbusch, H.-U. Piontkowski, W. Jansen, E.
Horst, C. Triebstein, I. Timmermann-Trosiener und weiterer Exkursionsgäste.
Bildergalerie
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AG Geobotanik
Projekt für den Artenschutz: Schutzäcker auf dem Biohof Schoolbek
2009 wurden die bundesweit ersten Schutzäcker des Projektes „100
Äcker für die Vielfalt“
in Schleswig-Holstein eingeweiht, nämlich auf dem Biohof Schoolbek bei Kosel
(RD). Der Hof Schoolbek liegt auf einem Binnensander an der Großen Breite
der Schlei und wird seit fast 20 Jahren ökologisch bewirtschaftet. Schon
2006 und 2007 fiel uns bei Begehungen der außergewöhnliche Bestand an
seltenen Ackerwildkräutern auf, so dass wir die Flächen für das Projekt
vorgeschlagen haben. Die engagierte Betriebsleiterin des Hofes, Susanne v.
Redecker, war sofort von dem Projekt begeistert. Die Schutzäcker in
Schoolbek werden vom Land Schleswig-Holstein und von der
Stiftung Kulturland gefördert, die Koordination liegt bei der
Artenagentur
Schleswig-Holstein (link) - ein schönes Beispiel für eine gelungene
Zusammenarbeit verschiedener Akteure.
Bildergalerie |
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2010: Wälder im nördlichen Aukrug
Projektbericht:
Romahn, K. (2010): Projektgebiet Wälder im nördlichen Aukrug - ein „Hotspot
der Artenvielfalt“ in Schleswig-Holstein.- Kooperationspartner Ministerium
für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
und AG Geobotanik. Unter Mitarbeit von Jan Kieckbusch und Gerd Rennekamp.
Bildergalerie |
AG
Geobotanik Grünland-Aktion 2011
Erfassung von charakteristischen Arten
verschiedener Grünland-Lebensräume nach
Anh. I FFH-RL
Artenreiches Grünland am
Hessenstein, Foto: Lezius
Artenreiches, mageres oder
extensiv genutztes Grünland ist in Schleswig-Holstein selten geworden. Deshalb
sollten noch erhaltene besonders wertvolle Grünlandstandorte für den Naturschutz
gesichert werden, bevor auch sie dem Pflug zum Opfer fallen. Im Rahmen der
Kooperation mit dem Land Schleswig-Holstein werden alle KartiererInnen der AG
Geobotanik gebeten, sich besonders nach artenreichen Grünlandstandorten
umzusehen. Gerade sehr alte Grünländer sind für den Schutz der Biodiversität von
großer Bedeutung. Bitte helfen Sie mit und melden Sie Ihnen bekannte alte und
artenreiche Grünlandstandorte sowie Vorkommen der
hier
genannten Arten in Grünland und Magerrasen. Möglicherweise können wir so dazu
beitragen, dass diese wertvollen Standorte über Vertragsnaturschutz gesichert
werden.
AG Geobotanik Aktion Artenreiche Wälder in
Schleswig-Holstein
Artenreiche Waldstandorte in
Schleswig-Holstein sind insbesondere aufgrund von vermehrtem Holzeinschlag,
Eutrophierung und Entwässerung gefährdet. Unsere Erfassung von Waldarten in den
Jahren 2009 und 2010 haben gezeigt, dass sich gerade in den letzten Jahren die
Gefährdung dieser Arten empfindlich verschärft hat. Daher möchten wir im
internationalen Jahr des Waldes 2011 auf besonders artenreiche und schutzwürdige
Wälder hinweisen. Bei diesem Kooperationsprojekt mit dem Land Schleswig-Holstein
zählen wir auf Ihre Mithilfe. Bitte melden Sie weiterhin Vorkommen gefährdeter
und besonderer Waldarten, und helfen Sie, diese besser zu schützen.
Der Buchenfarn (Phegopteris
connectilis), Foto: Romahn
Regionalerhebungen auf Raster- oder
Probeflächenbasis
Verschiedene lokale Arbeitsgruppen oder Einzelpersonen in
Schleswig-Holstein führen raster- oder probeflächenbasierte Regionalerhebungen
durch, bei denen alle Gefäßpflanzenarten berücksichtigt werden. Die
kartierten Regionen liegen in verschiedenen Naturräumen und sind gleichsam
„Stichproben“ für die Entwicklung der Flora in Schleswig-Holstein. So lassen
sich beispielsweise die Bestandsentwicklung häufigerer und „mittelhäufiger“
Arten und die Ausbreitung von Neubürgern verfolgen. Zudem lassen sich Hinweise
über die Entwicklung der Artenvielfalt in der so genannten „Normallandschaft“
ableiten. Auch innerhalb der Rasterkartierungen gilt, dass seltene, gefährdete
und bemerkenswerte Arten zusätzlich punktgenau erfasst werden.
Abb. 3:
Laufende regionale Kartierprojekte
(Rasterkartierungen) in Schleswig-Holstein
Altkreis Eckernförde, Hans-Ulrich Piontkowski
Norden des Kreises Plön,
Erik Christensen und andere
Süden des Kreises Dithmarschen, Hans-Jürgen Meints
Lauenburg/Geesthacht, Gerd-Uwe Kresken
Neu:
Kreis Steinburg,
Arbeitsgemeinschaft für Botanik im Heimatverband für den Kreis Steinburg
Neu: Kreis Pinneberg: Roland Rosseel und andere
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Ansprechpartnerin
für die Kooperationsprojekte: Katrin Romahn (s. o.)
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