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AG Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg e. V.
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Paris quadrifolia

Die Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia) in Schleswig-Holstein
 
Die Einbeere kommt in Schleswig-Holstein hauptsächlich auf eschenbeherrschten, feuchten bis wechselnassen, wasserzügigen oder quelligen Laubwaldstandorten vor. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in basenreichen feuchten Wäldern im Östlichen Hügelland, aber auch auf der Hohen Geest ist die Art zu finden. Sie gehört zu den Germergewächsen (Melanthiaceae). Unter optimalen Bedingungen bildet die Einbeere dichte Teppiche aus. Insbesondere die kriechenden Rhizome, aber auch alle anderen Organe enthalten giftige Saponine. Da praktisch keine neuen Flächen besiedelt werden, gilt die Art als Zeiger historisch alter Waldstandorte.
 
 
Die Einbeere musste aufgrund von Waldmeliorationen in der Vergangenheit bereits Rückgänge hinnehmen. Zwischenzeitlich (1980er und Anfang der 1990er Jahre) schien es so, als seien Feuchtwälder und ihre Lebensgemeinschaften in Zukunft gesichert, da hier mangels Rentabilität kaum noch Forstwirtschaft stattfand. Die Situation hat sich ab Ende der 1990 Jahre mit der zunehmenden Nachfrage nach Brennholz geändert. Aktuell hat sich der Rückgang aufgrund des Eschentriebsterbens und der damit verbundenen gravierenden Umwälzungen in den ehemals eschenbeherrschten Lebensräumen stark verschärft, wobei viele Vorkommen durch Bodenbearbeitung bei der Anlage neuer Kulturen vernichtet werden. Andere werden durch nitrophytische Hochstaudenfluren verdrängt, die sich nach dem Ausfall der Esche etablieren. Vermutlich spielt auch der Rückgang von Mykorrhizapilzen eine große Rolle, da die Einbeere einen großen Teil ihrer Nährstoffe aus Mykorrhiza bezieht (Arbusculäre Mykorrhiza des Paris-Typs). Aufgrund der aktuell starken Rückgänge wurde die Einbeere als „gefährdet“ in der Roten Liste Schleswig-Holsteins eingestuft.
 
 
Der Schutz historisch alter Wälder wird zukünftig entscheidend sein, um die sensiblen Artengemeinschaften mitsamt der „Flaggschiffart“ Paris quadrifolia zu erhalten. Um wenigstens teilweise den Verlust der Esche durch das Eschentriebsterben auszugleichen, laufen Versuche mit Ersatzbaumarten wie der Flatterulme, die in ehemalige Eschenstandorte eingebracht werden (z. B. Projekt FraDiv).

 
 
Text und Bilder: Katrin Romahn

Abb. 1: Exotische Anmutung: Typisch für die Blüte der Einbeere ist der zentrale schwarze Fruchtknoten, der später zu einer blauen Beere wird.

Abb. 2: In der Aufsicht ist die typische
Netznervatur der Blätter gut zu erkennen.


Abb. 3: Bestand von Paris quadrifolia in einem Flatterulmen-Bestand in Ostholstein, in dem die Alteschen aufgrund des Eschentriebsterbens ausgefallen sind. Im Mittelgrund: vom Eschentriebsterben geschädigter Jungwuchs der Esche (Mai 2020).

Abb. 4: „Letzte Mohikaner“: Restexemplare von Paris quadrifolia auf einer komplett geräumten ehemaligen Eschenfläche im Kreis Plön. Zu erkennen ist, wie die ersten Nitrophyten (Kleb-Labkraut) die Entwicklung zu einer Hochstaudenvegetation einleiten (Mai 2020).

Verbreitungskarte der Einbeere in Schleswig-Holstein (zum Vergrößern bitte klicken)

20.12.2021
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